Tina Naderer
Nach fünf über die letzten zwei Jahre verteilten Singles eröffnet Tina Naderer mit ihrem Debütalbum „Ohne Filter“ am 4. Juni 2021 ein weiteres großes Kapitel ihrer Karriere: „Ohne Filter“ taucht über 12 Songs hinweg ein in eine Gedankenwelt, in der alle Fassaden fallengelassen werden und Sentiments freien Lauf gelassen wird. „Ohne Filter“ ist so etwas wie ein Abschnitt einer Autobiographie, ein Abschnitt, der jedoch in seiner Fragestellung Allgemeingültigkeit versprüht: „Liebe ist …?“
Die Liebe wird dabei jedoch nicht als verklärter Kitsch transportiert, sondern in ihrem inneren Kern wahrgenommen: Als unumgänglicher Lebensinhalt, der in seinen positiven und negativen Auswirkungen treibende Kraft ist, nicht nur im Zwischenmenschlichen, sondern insbesondere auch an sich selbst zu reifen. Liebe wird nicht als Selbstaufgabe wahrgenommen, sondern viel mehr als Chance begriffen, gleichermaßen schöne wie auch widrige Momente zu erleben, sie durchzuleben, zu teilen und an ihnen zu wachsen. Dabei zeigt Tina Naderer in ihren Skizzen, die auf persönliche Erfahrungen fußen, auf, dass Gefühle empfundene und beständige Emotionen sind und Zuneigung an sich ein hehres Gut, das sich von den ersten bis zu den letzten Atemzügen durchzieht und unabdingbar für den eigenen Reifeprozess ist: Liebe, so erzählt sie, ist mehr als nur ein Gefühl, das man für Familie, Freunde oder Partner gleichermaßen empfindet – sondern vielmehr eine Grundstimmung, die es überhaupt erst ermöglicht, Erlebtes zu verarbeiten und zu reflektieren.
Zuneigung ist letztlich keine Hingabe zu einer Person allein, sondern vielmehr eine Innigkeit, die das Leben empfindet, Liebe ist ein „ehrliches Miteinander, ein Nachhausekommen“, wie es Tina Naderer auf den Punkt bringt. Dazu gehört freilich nicht nur die Zweisamkeit, sondern auch die Einsamkeit: „Durchs Alleinsein lernt man sich und seine Bedürfnisse kennen, erfährt, wer man ist, wohin man will, wie man behandelt werden möchte“, reflektiert Tina Naderer und motiviert damit auch ihren Vorsatz „Ohne Filter“; „Dieses ehrliche Miteinander, das als Basis fürs Leben wahrgenommen wird, ist ungemein wichtig. Wenn man von seiner Umgebung erwartet, als Charakter mit all seinen positiven wie negativen Eigenschaften für voll genommen zu werden, muss man sich auch trauen, seine Masken abzulegen und zu zeigen, wer und wie man wirklich ist.“ Davon erzählt speziell das Beinahe-Titelstück „Bild ohne Filter“, in dem Tina Naderer dafür in die Bresche springt, sich unverblümt, ehrlich und pur zu zeigen – denn nur die „reine Essenz“ wird zur „offenen Tür“, die Menschen näherbringt.
Denn – und das wird auch nur zu gern vergessen: Auf welcher Beziehungsebene sich auch zwei Menschen gefunden haben, zum erlebten Miteinander gehört keine Reduktion auf punktuell positive oder negative Erlebnisse, denn das Leben ist ein Kaleidoskop, das im Handumdrehen aus Dunkel licht werden kann. Demnach versteht sich auch „Ohne Filter“ als eine Momentaufnahme einer Therapiesitzung: Gerade große Gedanken brauchen den Raum, die Aussprache, damit sie sich entfalten können und jeder für sich selbst neu bewerten kann – insbesondere, da sich jeder von uns zumindest ein Stück in Tina Naderers Betrachtungen wiederfinden kann, sich von ihren Tränen, aber auch ihrem Lächeln anstecken lässt und erfährt: Manchmal muss man nur ein Stück weit loslassen können, um wieder die Explosion des Lebens genießen zu können.
Freilich ist wie auch im wirklichen Leben die Liebe wenngleich die elementarste, so doch nur eine Facette von Tina Naderer. Man darf also bereits gespannt sein, welches Kapitel die junge Niederösterreicherin als nächstes aufschlagen wird, auf welche Reise sie ihr Publikum in Zukunft nimmt
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